Die Diversität der Ausbeutung. Buchvorstellung mit Bafta Sarbo

Flyer zur Veranstaltung
Zum Video auf YouTube

Eine Veranstaltung von gegenmacht.info

Unter dem Titel «Die Diversität der Ausbeutung. Zur Kritik des herrschenden Antirassismus» brachten Eleonora Roldán Mendívil und Bafta Sarbo letztes Jahr einen Sammelband heraus, der auch in linken Zusammenhängen für Diskussionen und Debatten sorgt.

Kernkritik des Sammelbandes gilt dem derzeit herrschenden Verständnis des Rassismus und der damit einhergehenden Praxis des Antirassismus. In seinem Kern als „liberaler Antirassismus“ erkannt, dem es mithilfe von Repräsentation und Diversität vornehmlich um die Bekämpfung von Rassismus als Bewusstseinsphänomen, und weniger um die Teilhabe von Rassismus betroffenen Gruppen am gesellschaftlichen Leben gehe, beziehen die Autor:innen die Position, dass dieses Rassismusverständnis die bestehenden Herrschaftsverhältnisse stütze. Während sich Antirassismus lange mit sozialistischen Perspektiven der Befreiung der breiten Masse rassifizierter Menschen aus den kolonialen Ausbeutungsstrukturen widmete, beschränke sich der herrschende „liberale Antirassismus“ auf die individuelle Erfahrung von Rassismus als Diskriminierung, ohne dabei auf die strukturellen Bedingungen solchen individuellen Handelns zu schauen.

Dieses Rassismusverständnis findet sich jedoch nicht nur in von staatlich verordneten Antidiskriminierungsstellen, sondern auch in der radikalen Linken wieder. Was Linke früher als Ausbeutung oder Herrschaftsverhältnis begriffen hätten, läuft heute unter Ideen von gleichwertigen „Diskriminierungen“ oder „Herrschaftsformen“, ohne den Zusammenhang und die Vermittlung zwischen diesen Ebenen und der für die Geschichte einzigartigen Warengesellschaft – dem Kapitalismus – aufzuzeigen. Selbst für viele Linke habe sodann Antirassismus mit Klassenkampf nichts mehr zu tun.

In der aktivistischen Praxis prallen daher immer wieder marxistische und post-moderne Ansätze aufeinander. Sowohl die „reine Lehre“ und Verweis auf die Produktionsverhältnisse wie das gegeneinander Aufwiegen von Herrschaftsverhältnissen im Intersektionalismus hilft dabei selten weiter. Und doch liegen genau an diesen Punkten die Probleme: aktuelle antirassistische Proteste sind nicht mehr in der Lage zu benennen, was denn nun genau das „System“ hinter dem Rassismus ist. Gleichzeitig hat die (revolutionäre) Linke ein ganz akutes Problem damit die Unterschiedlichkeit der Arbeiter:innenklasse abzubilden und zu theoretisieren.

Vor den anstehenden Protesten und dem Gedenken anlässlich des dritten Jahrestages des mörderischen, rassistischen Anschlags in Hanau am 19.02.2020 stellen sich für Linke wieder verstärkt Fragen des eigenen Einsatzes: Wie stellen wir die Verbindungslinien her zwischen dem kapitalistischen Ausbeutungssystem und dem alltäglichen Rassismus? Wie schaffen wir es die uns faktisch trennenden Gräben zuzuschütten und gemeinsame Kämpfe als Klasse zu führen?

Weiterführende Links: